Into the deep - Minen der Zukunft / Mines of the future

Art.Nr.: 9783958082519

Autor: Acosta, Ignacio; Ickler, Charlotte; Linke, Armin; Neddermeyer, Ina; Õllek, Kristina; Rigby, Bethany;

Erscheinungsjahr: 2023

Seiten: 179

ISBN/Art.: 978-3-95808-251-9



EUR 20,00
inkl. 7 % USt



Produktbeschreibung

Der Abbau von Rohstoffen entwickelt sich zu einem zunehmenden ökologischen, ökonomischen, politischen und sozialen Problem mit globalen Auswirkungen. Extensive Abbaupraktiken und die Ausbeutung von Öko- und Sozialsystemen führen zu einer der größten Umweltbelastungen unserer Zeit. Ihre Folgen sind vielerorts dramatisch sichtbar, dennoch wird der Kampf um Ressourcen fortgeführt, an neuen Standorten, die teils utopisch anmuten möchten. Mit der interdisziplinären Ausstellung Into the deep. Minen der Zukunft wirft das Zeppelin Museum angelehnt an die Industriegeschichte der Stadt Friedrichshafen einen kritischen Blick auf den Rohstoff Aluminium, das Metall des Fliegens, und auf die vielschichtigen Zusammenhänge des Rohstoffabbaus beim Deep Sea und Deep Space Mining. Neben den Folgen von Umweltzerstörung und Kolonialismus, die mit der gesteigerten Extraktion von Rohstoffen einhergehen, werden Widerstand und Aktivismus gegen die Ausbeutung von Menschen und Umwelt in der klimaneutralen Ausstellung eruiert. Mit Exponaten der eigenen Sammlung stellt das Zeppelin Museum die Frage nach der Etablierung von Aluminium als Werkstoff des Luftschiffbaus und seiner Impulswirkung für die Materialforschung. Aus dem 1825 entdeckten Leichtmetall entwickelte sich die wichtigste Grundlage zur Konstruktion von Metallgerippen in der Luftschifftechnik. Die wachsende Nachfrage und daraus resultierende Lieferengpässe zeigten schnell die Abhängigkeit der deutschen Aluminiumindustrie von Importen. Staatliche Kontrollen, Materialsammlungen, Recycling und die Suche nach Ersatzstoffen waren die Folge. Der weltweite Abbau des Gesteins Bauxit – und die sehr energieaufwändige Gewinnung von Aluminium aus ihm – verursachen neben Umweltschäden auch das Abfallprodukt Rotschlamm. Daher steht die Aluminiumindustrie bis heute in der Kritik. Deep Sea Mining, der Rohstoffabbau in der Tiefsee mit seinen nicht absehbaren Folgen für das Ökosystem, bildet einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. In ihrer Videoinstallation Nautilus New Era greift Kristina Õllek auf die Fiktion 20 000 Meilen unter dem Meer zurück und stellt sie dem aktuellen, hochumstrittenen Tiefseebergbau im Zeitalter des Klimanotstands gegenüber. So ist Nautilus nicht nur der Name des fiktiven U-Bootes bei Jules Verne, sondern Nautilus Minerals Inc. war ein Unternehmen, das Bergbau auf dem Meeresboden vor Papua-Neuguinea betreiben wollte. Kristina Õllek macht in ihrer Installation deutlich, wie aufwändig der Meeresboden für den Abbau durchgepflügt wird und wie massiv dieser Eingriff in das fragile Ökosystem ist. Sie thematisiert die widersprüchlichen Interessen der wissenschaftlichen Erforschung, des kommerziellen Abbaus und des Umweltschutzes. Armin Linke beschäftigt sich ebenfalls mit der Zukunft der Ozeane und den widersprüchlichen Interessen ihrer wissenschaftlichen Erforschung, ihres kommerziellen Abbaus und ihres Schutzes. In der Ausstellung wird die umfangreiche Installation Prospecting Ocean zu sehen sein, die sich unter anderem mit der Euphorie für den Tiefseebergbau ab den 1960er und 1970er Jahren auseinandersetzt. Da die Ressourcen auf der Erde knapp und endlich sind, suchen Wissenschaftler*innen nach immer neuen Abbaugebieten, so auch beim Deep Space Mining. Mining the Skies von Bethany Rigby ist eine Installation aus Gesteins- und Mineralproben, die sich kritisch mit extraterrestrischer Bergbauforschung, vor allem dem Asteroidenbergbau, auseinandersetzt. So reflektiert Rigby potenzielle Standorte, Ressourcen, den Einsatz von Bakterien zum Abbau von seltenen Erden und bereits existierende Gesetze für Mining-Aktivitäten im Weltall. Das Kollektiv Bureau d ’études befasst sich auf ihrer groß angelegten Wandkarte Astropolitique mit dem Thema Asteroidenabbau. Sie visualisiert die sozialen und ökologischen Katastrophen, die mit dem Abbau seltener Ressourcen durch die gestiegene Produktion von Computern, Laptops und Tablets verbunden sind und bringt verborgene Realitäten des kapitalistischen Systems und kolonialer Logik an die Oberfläche. Die Ausstellung beleuchtet zudem die prekären Arbeitsbedingungen, die mit dem Ressourcenabbau verbunden sind, ebenso wie den Widerstand gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. So beschäftigt sich Forensiker, Filmemacher und Forscher Ignacio Acosta seit vielen Jahren mit den zentralen Schauplätzen des Bergbaus: Vom Kupferabbau in der Atacama-Wüste in Chile bis hin zu den Protesten gegen den Bau eines Eisenerzbergwerks in Nordschweden bei denen Drohnen zur Gegenüberwachung eingesetzt wurden. In einer umfassenden raumspezifischen Installation bringt er seine verschiedenen Feldstudien zusammen, die er als Tiefenbohrungen versteht. Ein besonderer Fokus seiner Recherche liegt dabei auf digitalem Aktivismus für Umweltgerechtigkeit, um in einem postpandemischen Szenario die Nutzung digitaler Technologien zu thematisieren.